29. Juni 2012

Gewitter statt Wecker


Nach einem späten Aufbruch folgt eine idyllische Route auf kleinen Nebenstraßen, vorbei an roten Backsteinhäusern, Weizenfeldern, Pferden und Kühen. Es war ungewöhnlich warm und zum ersten Mal konnte ich das kurze Unterhemd zum Einsatz bringen. Nervig war der heftig blasende Ostwind, der mich ebenso wie die hohen Temperaturen zu einem moderaten Tempo zwangen. Auch nach der Mittagspause in Versmold bleibe ich langsam und auch ein wenig lustlos. Ein kurzes Stück Waldweg, über den mich mein Navi leitete, entpuppte sich als Sandgrube. Da hieß es rund einen Kilometer schieben – fahren unmöglich. Nach einer Rast in Steinhagen – Heimat des Steinhägers, ein mit Wacholder aromatisierter Schnaps – folgten noch einige Höhenmeter auf einem matschigen Waldweg. Kurz darauf war Bielefeld erreicht, das Reich von Backpulverspezialist Dr. Oetker. Über den tristen Fußballabend schweige ich mich aus Respekt vor Gewinnern und Verlierern aus. Der nächste Tag begann mit einem Paukenschlag. Gegen 5.30 Uhr haute mich ein gewaltiger Donnerschlag aus den Federn. Ein kräftiges Gewitter mit Platzregen, der zahlreiche Keller überflutete, folgte. An diesem schwülwarmen Tag, der mich ein wenig  an das Klima im tropischen Regenwald erinnerte, hatte ich ordentlich zu tun. 

Vormittags  stand ein Termin mit Realschülern der Luisenschule auf dem Programm. Sie hatten sich mit einer Frageliste gut auf meinen Besuch vorbereitet. Zum Schluß spendierte der Lehrer fair gehandelte Schokolade. Nach einem Gruppenfoto ging es weiter zu Radio Bielefeld auf ein schnelles Interview, das schon kurz nach 14 Uhr gesendet wurde. Am Nachmittag dann der Vortrag zum Thema Fairer Handel, der in einem Café in der Bielefelder Innenstadt vor etwa 15 Personen stattfand. Organisiert wurden all diese Aktivitäten vom Bielefelder Welthaus, bei dem ich mich an dieser Stelle für das Engagement bedanken möchte. 

Erst um 19.30 war ich wieder bei meinem Gastgeber, ebenfalls Angestellter des Welthauses, der allerdings abends einer privaten Verpflichtung nachging. Das gab mir - obwohl todmüde - etwas Zeit den Blog zu aktualisieren. Jetzt ist aber Schluss für heute. Morgen geht es - mit einer Lesung unterwegs in einer Kaffeerösterei - weiter nach Rinteln, wo ich die nächsten zwei Nächte verbringen werde. Fotolink:https://picasaweb.google.com/Quetzalfeder/13MunsterBielefeld

27. Juni 2012

"Vom Winde verweht"




Nachdem ich mich ein wenig beim Frühstück verquatscht hatte, stieg ich erst weit nach 10 Uhr aufs Fahrrad. Dies sollte sich bei der gestrigen Etappe von Bottrop nach Münster aber nicht als Nachteil erweisen – denn ich hatte den Wind den ganzen Tag auf meiner Seite. Nach dem Passieren eines Kraftwerks, dass irgendwie beängstigend wirkte, genauso wie die Schließung einer von Tausenden  Schlecker-Filialen, die aufgrund der 90-Prozent-Rabattaktion fast leergefegt war (s. Fotos), folgte die überwiegend flache Strecke in weiten Teilen einer schnurgeraden Bundesstraße (zum Glück mit Radstreifen). Allerdings war es zunächst so kalt, dass ich in langer Hose fahren musste.Nach einer ausgiebigen Mittagspause in einem Café in Dülmen (12 Km außerhalb leben die letzten Wildpferde Deutschlands) auf etwa halber Strecke ging es wie gehabt weiter – flach, Rückenwind, geradeaus und daher auch etwas langweilig zu fahren. Dafür konnte ich am Ende der Etappe eine Durchschnittsgeschwindigkeit von rund 22 Kilometern aufweisen – das ist der bisherige Rekord!

Je näher man an Münster kommt, desto angenehmer wird es für Radfahrer. Radstraßen, breite und gut markierte Radwege sowie rücksichtsvolle Autofahrer (na ja, zumindest meistens) prägen die Szenerie. Halb Münster oder sogar mehr sitzt auf dem Rad, es macht riesig Spaß hier zu radeln, auch wenn man ziemlich aufpassen muss, da die Radfahrer von Verkehrsregeln nicht allzuviel halten. Nach einem dicken Eis in Münsternähe und neun weiteren Kilometern erreichte ich mein Etappenziel außerhalb der Stadt. Abends fuhr ich dann mit dem Auto meiner Gastgeber zu meiner Veranstaltung beim Weltladen la tienda in der Münsteraner Innenstadt. Vor einer kleinen Gruppe Interessierter hielt ich einen Vortrag zum Thema Fairer Tourismus. Bis ich nach Diskussion, Verabschiedung, Rückfahrt, Unterhaltung mit meinen Gastgebern im Bett lag, war es bereits wieder nach Mitternacht.  Daher ist heute neben den üblichen Arbeiten Erholung angesagt. Nach einem netten Mittagessen im Münsteraner Hafen am Dortmund-Ems-Kanal sitze ich noch ein paar Stunden am Schreibtisch. Am Abend steht ein Spaziergang durch die Rieselfelder an, einem Naturschutzgebiet für seltene Wasservögel, das hier gleich um die Ecke liegt ....
Fotolink: https://picasaweb.google.com/Quetzalfeder/12BottropMunster

25. Juni 2012

Sauwetter in Bottrop

Da für den Fahrtag von Schwelm ins Ruhrgebiet Regenwetter angesagt war, dachte ich mir, dass es eine gute Idee sei, etwas früher als gewohnt zu starten. Kurz nach neun Uhr saß ich bei zunächst trockenem Wetter auf dem Fahrrad. Leider büßte ich einen Teil des Zeitvorsprungs rund fünf Kilometer außerhalb von Schwelm wieder ein, da ich auf den Mann meiner Cousine warten musste, der mir Ladegerät und Akkus brachte, die ich in der Wohnung meiner Cousine vergessen hatte. Dafür ein dickes Dankeschön! Nach einem kurzen Aufstieg folgte ein richtig schönes Stück wenig befahrener Landstraße, leicht wellig, meist abschüssig und mit viel Rückenwind. Der Tacho bewegte sich auf diesem etwa zehn Kilometer langen Teilstück zwischen ungewohnten 30 und 40 Stundenkilometern. So macht radeln Spaß! In Nullkommanichts war ich in Essen und in Nullkommanichts begann es dort auch zu regnen. Dafür herrschte wenig Verkehr, denn wer geht auch Sonntag vormittags bei Regen auf die Straße? Noch war der Regen erträglich und ich beeilte mich mein Tagesziel Bottrop zu erreichen. Bereits gegen Mittag kam ich dort bei Freunden an, die ich noch aus Guatemala kenne. Keine Stunde zu früh, denn nachmittags öffnete der Himmel alle Schleusen und es regnete heftigst. Da war ich aber schon frisch geduscht, hatte leckeren Kuchen und einen Latte Macchiato getrunken.

Abends stand dann ein Treffen mit weiteren Bekannten an, bei dem es richtig gutes Essen gab. Der Tag ging nach dem langen Fußballspiel England-Italien erst nach Mitternacht zu Ende. Auch heute am Montag ist das Wetter mehr als bescheiden, aber zum Glück ist ja Ruhetag! Na ja, Ruhe sieht anders aus. Seit Stunden sitze ich am Computer und erledige die vielen tausend Kleinigkeiten, die sich immer so anstauen. Und heute Abend ist mal wieder ein Vortrag angesagt, der auch schon in der Zeitung angekündigt wurde und vom Verein Bachalal organisiert wird, der Menschen in Guatemala hilft. Ich bin mal gespannt! Morgen steht – hoffentlich bei besserem Wetter – mal wieder eine längere Etappe (nach Münster) auf dem Programm. Brauchbare Fotos habe ich von den letzten Tagen leider nur sehr wenige anzubieten.

Der Link: https://picasaweb.google.com/Quetzalfeder/11SchwelmBottrop

23. Juni 2012

Ein geplantes und ein ungeplantes Treffen



Schafe am Rhein? Ja, die gibt es und zwar nicht gerade wenige, wie Ihr auf den Bildern (s. Link ganz unten oder in der rechten Leiste, Picasa Photostream) sehen könnt. Und das bereits einige Kilometer nördlich des Kölner Stadtzentrums, fotografiert von der Mühlheimer Brücke, die mich auf die rechtsrheinische Seite brachte. Über Leverkusen und Opladen erreichte ich bei sehr angenehmen Rückenwind die Wupper, der ich einige Kilometer durch dichtbewaldete, idyllische Landschaften folgte. Nach einem fiesen Anstieg durchfuhr ich das recht trostlos wirkende Solingen, bevor ich in Wuppertal ankam. Die Schwebebahn fasziniert mich immer wieder, aber mein erstes Zwischenziel war die Fairhandelsorganisation Gepa, die in Wuppertal ihren Stammsitz hat. Der Besuch bei der Gepa war mit einer Lesung (in Radklamotten – ganz authentisch...) aus meinem kürzlich neu erschienenen Buch „Fair einkaufen-aber wie?“ vor fünf engagierten Mitarbeiterinnen und einer Diskussion im schönen Verkaufsraum der Gepa verbunden. Als Belohnung bekam ich zwei Pakete Müsliriegel (natürlich aus Fairem Handel), von denen ich mir eins nach Hamburg vorausschicken ließ, um mich nicht mit unnötigem Gepäck zu quälen.

Bereits vor der Lesung hatte ich völlig überraschend einen Anruf einer Bekannten aus Siegener Zeiten bekommen, die über eine Pressemeldung von meiner Anwesenheit in Wuppertal erfahren hatte. Sie lebt in Wuppertal und arbeitet dort als freie Mitarbeiterin des WDR. Bevor ich es mich versah, saß ich im Schneideraum, durfte bei der Fertigstellung der TV-Nachrichten zusehen und mich neben die Nachrichtensprecherin der live gesendeten lolaken Radionachrichten stellen. Ich habe meine Bekannte sicherlich über 25 Jahre nicht gesehen und wir mussten uns beide eingestehen, dass wir auf der Straße sicherlich aneinander vorbeigelaufen wären. Nach Kaffee und Kuchen musste sie weiterarbeiten und ich weiterradeln. Allerdings fehlten nur noch wenige Kilometer bis nach Schwelm, wo ich bei einer anderen Cousine untergebracht bin. Abends stand mal wieder Länderspiel auf dem Programm, das für die Griechen – wie auch auf europäischer Ebene – mal wieder mit einer heftigen Niederlage endete. Armes Hellas!
Nach einem gemütlichen Frühstück und etwas Computerarbeit stand eine Besichtigung von Schwelm, inklusive der Altstadt mit  ihren historischen Fachwerkhäusern und Haus Martfeld – eine mitteralterliche Wasserburg – an. Ein leckeres Eis rundete den Spaziergang durch den Ort ab.

Direkter Fotolink:https://picasaweb.google.com/Quetzalfeder/10KolnWuppertalSchwelm

21. Juni 2012

Fotospecial Köln

Da ich in Köln einen Tag länger geblieben bin, als ursprünglich geplant, hatte ich gestern nach einem Termin im Weltladen in der Antoniterstrasse Gelegenheit, ein wenig durch die Altstadt und um den Dom herumzuspazieren. Im Dom zünde ich jedes Mal eine Kerze an, spende etwas Geld und schließe auf einer Bank sitzend für mehrere Minuten die Augen. Das tut richtig gut. Probiert es mal aus!
Köln ist einfach eine klasse City und ich bedaure es, weder Zeit für das neue Rautenstrauch-Joest-Museum der Kulturen der Welt noch für das Schokoladenmuseum gehabt zu haben. Dafür habe ich einige Bilder hochgeladen. Den direkten Link findet Ihr unter: https://picasaweb.google.com/Quetzalfeder/9FotospecialKoln

20. Juni 2012

Radwandern an Deutschlands Flüssen - ein Genuss


Nach Regen und Matsch endlich ein schöner, ruhiger Fahrtag ohne nennenswerte Höhenmeter entlang drei sehr unterschiedlicher Flüsse: der dichtbewaldeten Lahn, dem majestätischen Rhein und der sehr ursprünglichen Ahr. Alle drei Flüsse sind mit fast durchgehend asphaltierten Radwegen und einer überwiegend guten Beschilderung ausgestattet. Von Bad Ems ging es über Lahnstein (Mündung der Lahn in den Rhein) bis nach Koblenz zu einem obligatorischen Stopp am deutschen Eck (Zusammenfluss Mosel/Rhein), an dem sich ein Gewitter zusammenbraute, das sich aber nach einigen wenigen Regentropfen verzog. Am Rhein entlang zu radeln, den zahlreichen Binnenschiffen nachzusehen (beim Rasten und nicht beim Fahren!) und die vielen kleinen sympathischen Orte zu durchradeln ist ein echtes Vergnügen. Nach einer Rast im historischen Andernach und einem Besuch des dortigen Weltladens, war es nicht mehr weit bis zur Abzweigung nach Bad Neuenahr, das ich auf einem sehr schönen, grünen Fahrradweg entlang der Ahr erreichte. Dort war ich in der Seniorenresidenz untergebracht, in der mein Vater wohnt. Abends stand ein Vortrag zum Thema „Fairer Handel“ vor etwa 30 Senioren auf dem Programm, die sich im großen Theatersaal des Augustinums ein wenig verliefen.
Nach einem guten Frühstück am nächsten Morgen standen zunächst einige Höhenmeter auf dem Programm. Durch kleine, schnuckelige Dörfer radelte ich nach Bad Godesberg, wo ich erneut auf „Väterchen“ Rhein traf. Vorbei an Bonn gelangte ich nach Wesseling, wo ich Mittagspause machte. Zuvor hatte in einem Naturschutzgebiet eine mindestens 1 Meter lange und recht dicke grüne Schlange (Kreuzotter?) meinen Weg gekreuzt. Sie reihte sich ein in die „Schlange“ zahlreichen Tiere, die man so während einer Fahrradtour vorüberhuschen sieht, darunter Füchse, Kaninchen und Mäuse.

Je dichter man an Köln herankommt, desto zahlreicher werden die Industrieanlagen, die zwar auch ihre Ästhetik haben, aber natürlich nicht mit den schönen, naturbelassenen Rheinauen mithalten können, die es zum Glück immer noch gibt. Das südliche, linksrheinische Flussufer Kölns hat sich in Höhe des Hafens in eine moderne exklusive Wohn- und Geschäftswelt verwandelt, deren Mieten ziemlich teuer sein dürften. Vorbei am Dom, den ich schon rund acht Kilometer vor Erreichen der Stadt zum ersten Mal erblickte, gelangte ich zu meinem Übernachtungsquartier bei Freunden. Nach einer kurzen Pausen fuhr ich mit meinen Gastgebern mit der S-Bahn in den Kölner Stadtteil Ehrenfeld, wo ich im Allerweltshaus einen Vortrag vor rund 30 Personen hielt. Wie müde ich nach den Vorträgen und den vielen Etappen inzwischen war, merkte ich am nächsten Morgen, nach dem ich bis 9 Uhr durchgeschlafen hatte. Heute regnet es in Köln (oh Wunder, ich muss nicht radeln!) und ich kann den Blog aktualisieren. Auch morgen werde ich in Köln bleiben, um einige Dinge zu erledigen, die sich so angesammelt haben. Das bedeutet, dass ich morgen nicht nach Düsseldorf fahren werde, sondern am Freitag direkt von Köln über Wuppertal (dort um 14 Uhr Lesung aus „Fair einkaufen – aber wie“) nach Schwelm radeln werde.
Viel Spaß mit den Fotos der vergangenen Tage, die Ihr direkt unter folgendem Link anschauen könnt: https://picasaweb.google.com/Quetzalfeder/8FaireBiketourBadEmsBadNeuenahrKoln
 

17. Juni 2012

Matsch und Regen, Regen und Matsch





Wer von Nackenheim nach Frankfurt möchte, muss irgendwo den Rhein überqueren. Dies tat ich mit Hilfe der Eisenbahnbrücke ganz in der Nähe der Mainmündung. Verwundert sah ich an den Metallgittern der Brücke zahlreiche Fahrradschlösser hängen. Später sagte man mir, dass hier Paare ihre Liebe besiegeln, indem sie an der Brücke ein Schloss anschließen und dann den Schlüssel in den Rhein werfen. Na wenn es denn hilft... Dieser Brauch soll besonders an Kölner Brücken sogar schon zu Problemen mit der Statik geführt haben, da die Anzahl der Schlösser inzwischen so groß geworden ist. Entlang des Maintalradwegs gelangte ich nach Frankfurt und lernte die Qualitäten des Navis im Großstadt-Dschungel zu schätzen. Später traf ich eine Mitarbeiterin des Verlags Brandes&Apsel, die mir ein druckfrisches Exemplar meines Buchs „Fair einkaufen-aber wie?“ in die Hand drückte. Der für später geplante Vortrag an einer Schule fiel mangels Zuschauer leider aus. Dafür hatte ich Gelegenheit mit einigen Freunden Essen zu gehen. Am nächsten Morgen musste das Rad kurz in die Werkstatt, um die Bremsen zu justieren. Da ich im Norden Frankfurts untergebracht war, kam ich schnell aus der Stadt raus und freute mich auf eine kurze Fahrtstrecke zu meiner Cousine nach Ockstadt bei Friedberg. Kurz war die Strecke dann auch, aber auf einem Radweg geriet ich an einer Baustelle in eine Lehmkuhle, die mir Schuhe und Rad komplett versauten. Nach zwanzig Minuten hatte ich den größten Schmodder runter, so dass ich zumindest weiterfahren konnte. Ich war definitiv genervt, als ich in Ockstadt ankam, denn um das Rad und die Schuhe sauber zu bekommen, brauchte ich weitere 90 Minuten. Egal, Shit happens und ich war ja angekommen. Ein relaxter Nachmittag und einem Spaziergang mit der hübschen, weißen, aber frisch geschorenen Schäferhündin Fenia gingen über in eine kleine Fete mit Lesung aus meinem Buch. Es gab reichlich zu essen und zu trinken, wofür ich mich noch einmal bei meiner Cousine bedanken möchte.
Für den Sonntag war mieses bis sehr mieses Wetter angesagt und bereits wenige Minuten nach Abfahrt aus Ockstadt begann es ergiebig zu regnen. Zu allem Überfluss verfuhr ich mich gleich im ersten Waldstück, unweit des römischen Grenzwalls Limes, und musste das Rad einen matschigen Weg bergauf schieben. Da kam mal wieder so richtig Freude auf. Schließlich erreichte ich die Lahn und wenig später Limburg mit seiner netten Altstadt. Mit Heißhunger machte ich mich über die lokale Variante der Kässpätzle her, die der schwäbischen aber nun wirklich nicht das Wasser reichen kann. In Limburg hatte ich mich umgezogen, in der Hoffnung der Regen sei vorüber. Weit gefehlt. Es  fing erneut zu regnen und über zahlreiche Anstiege aus dem Lahntal kämpfte ich mit bis Bad Ems durch, das ich erst – verfroren und durchnässt – erst kurz vor 19 Uhr erreichte. Selten habe ich eine heiße Dusche so genossen wie diese. Und nach einem leckeren Abendessen bei meinen Gastgebern, die ich aus Peru kenne, sah die Welt schon anders aus.
Am Sonntag war mal wieder Fahrradpflege dran. Und Wäsche waschen und Blog schreiben und Vorträge vorbereiten und, und, und. Nachmittags sind wir bei strahlendem Sonnenschein durch Bad Ems gebummelt, mit der Standseilbahn gefahren und haben der Jugendherberge zum "Tag der offenen Tür" einen Besuch abgestattet. Kurios: Die Jugendherberge diente als Tarnung für ein darunter liegendes Krankenhaus,das nach dem 2. Weltkrieg für rund 100 Patienten gebaut, aber nie in Betrieb genommen wurde. Nach dem Abendessen ist mal wieder Länderspiel angesagt. Morgen geht es weiter zu meinem Vater nach Bad Neuenahr. 
Fotolink: https://picasaweb.google.com/Quetzalfeder/7FaireBiketourMainzFrankfurtOckstadtBadEms

13. Juni 2012

Statt Fahrrad mal mit der Eisenbahn





Da die Vortragsorte und –zeiten nicht immer kompatibel mit meiner Reiseroute sind, brachten mich zwei ungewöhnliche – aber so geplante – Tage, mit dem Zug statt mit dem Fahrrad von Nackenheim bei Mainz nach Heppenheim und Aachen. In Heppenheim an der Bergstraße hielt ich im dortigen Weltladen einen Vortrag zum Thema Fairer Handel und kam nach Diskussion, Stadtrundgang und 90-minütiger Zugfahrt erst gegen Mitternacht zurück nach Mainz. Danke dem Weltladen Heppenheim an dieser Stelle für seine großzügige Spende an die guatemaltekische Kindertagestätte Educarte, für die ich während der „Fairen Biketour“ Geld sammle. Am nächsten Vormittag ging es gleich weiter nach Aachen, wo mich eine größere Veranstaltung zum Thema Fair Reisen erwartete. Sie war eingebettet in das Aachener Weltfest und wurde vom Eine-Welt-Forum, dem Bündnis Fairhandel(n) Aachen und der sehr engagierten Aachener Arbeitsgruppe der Entwicklungsorganisation terre des hommes veranstaltet. Die Vorbereitungen für die Veranstaltung waren sehr professionell mit Postern, Rundmails und Ankündigungen in der Presse. Beinahe 40 Zuhörer fanden sich in den Räumlichkeiten der Volkshochschule ein, die sich zunächst an einem Buffet mit türkischen Spezialitäten laben konnten. Nach meinem Vortrag und anschließender Diskussion luden mich Mitglieder von terre des hommes in ein nettes griechisches Lokal ein. Und auch die Nacht verbrachte ich bei einem Mitglied von terre des hommes. Auch hier vielen Dank an die Organisatoren für ihr Engagement. Auf dem Rückweg von Aachen nach Nackenheim hatte ich noch einen Termin im  Gutenberg Gymnasium, Mainz, bei einer Englischklasse meiner Lehrerin. In einer Doppelstunde ging es um die schlimmen Arbeitsbedingungen von Kindern in indischen Steinbrüchen, was man hier dagegen tun kann und wie Fairer Handel funktioniert. Die Kids, angehende Abiturienten, stellten ne Menge guter Fragen und die 90 Minuten vergingen wie im Flug. Abends grillten wir bei meiner Schwester (der Schwager zauberte eine leckere Forelle auf dem Grill für mich) und freuen uns über den deutschen Sieg über Holland. Morgen geht es – hoffentlich bei weniger Regen – dann wieder mit dem Fahrrad weiter. Fotolink: https://picasaweb.google.com/Quetzalfeder/FaireBiketourTage79NackenheimHeppenheimAachenMainz#

11. Juni 2012

Vom Odenwald zum Rhein



Das Daumendrücken (s. vorheriger Blogeintrag) war zwar erfolgreich, das Spiel aber milde ausgedrückt „mäßig“. Da ist noch Steigerungspotenzial. Das gilt auch für meine Kondition, die aber am heutigen Tag nur an einer längeren Steigung im Odenwald gefordert war. Danach ging es wellig hinunter nach Darmstadt, wo ich nach halber Strecke im Bessunger Orangeriegarten ein verdientes Mittagspäuschen einlegte. Ein weitverzweigtes Radwegenetz brachte mich in nordwestlicher Richtung über viele kleine Dörfer, vorbei an Baggerseen und einem großen Golfplatz  zur
Rheinfähre bei Nierstein. Die in Nierstein direkt an der Straße gelegene Eisdiele Morano ist nicht nur sonntags ein beliebter Rastplatz für Wanderer, Autoausflügler, Biker und Radler. Ein leckeres Bananensplit gab mir genügend Energie für die wenigen noch fehlenden Kilometer durch die Weinberge bis Nackenheim, dem Wohnort meiner Schwester. Hier ist mein Hauptquartier für die nächsten Tage. Von hier geht es per Zug hin und zurück zu Vorträgen nach Heppenheim (11.6.) , Aachen (12.6) und zu Schülern im Gutenberg Gymnasium am 13.6. Mit dem Fahrrad geht es dann am 14.6. weiter nach Frankfurt, wo am späten Nachmittag ebenfalls ein Vortragstermin auf dem Programm steht. Wenn Ihr Freunde/Bekannte im Rhein-Main-Gebiet habt, sagt ihnen bitte Bescheid. Die genauen Infos zu den jeweiligen Veranstaltungen findet Ihr im Blog unter Veranstaltungen. Viel Spaß mit den Fotos des Tages...wie immer unter Picasa, direkter Link: https://picasaweb.google.com/Quetzalfeder/FaireBiketourTag6ZellNackenheim

9. Juni 2012

Ein Schloss, drei Flüsse, 50 Skulpturen und vieles mehr ...



Nach ein leckeren Frühstück mit den Besitzern der Vorbachmühle, lernte ich den Weltladen Weikersheim kennen. Er ist klein aber fein und durch die Unterbringung in einem ehemaligen „Arme-Leute-Haus“ mitten in der Altstadt äußerst charmant. Da ein Teil des Gebäude-Inneren vom Verein „Weikersheimer  Eine Welt Gruppe“ restauriert wird, bekam man interessante Einblicke in die Bauweise von „damals“ mit Zwischendecken aus Lehm und Mauern, die teilweise nur aus aufeinander gestapelten und dann verputzten Dachpfannen bestehen.
Dann ging es zum Weikersheimer Schloss, in dem gerade eine Reisegruppe aus Indien – sehr zur Überraschung der Lokalbevölkerung - eingetroffen war. Die Zeiten ändern sich eben... gut so! Im sehenswerten Schlossgarten fand eine Fronleichnamsmesse statt und nach einem Rundgang und Besichtigung der evangelischen Kirche machten wir eine verdiente Kaffeepause in einem Eiscafé am Marktplatz. Beeindruckend sind die 50 lebensgroßen Bronzeplastiken des Künstlers Karl-Henning Seemann, die im ganzen Ort verteilt sind und auf einzigartige Weise die Dynamik der Zeit darstellen. Der Nachmittag verging mit E-Mails beantworten und Blog schreiben, bevor am späten Nachmittag bei Kaffee und leckerem Rhabarberkuchen  ein Pressetermin auf dem Programm stand. Abends dann der erste Vortrag zum Thema „Fair Reisen“, zum dem rund 15 Besucher erschienen. Der Abend klang nach Diskussion mit den Anwesenden erst nach Mitternacht in der Küche meiner Gastgeber bei Käsepastete und Holunderschorle aus.

Die Route des 8. Juni führte mich zunächst entlang der Tauber, einem beliebten Radweg, was durch Dutzende Radler untermauert wurde. Obwohl die Strecke schön zu radeln ist, machte mir ein heftiger Gegenwind – der mich dann fast den ganzen Tag begleitete – doch zu schaffen. Schnell war Bad Mergentheim erreicht und wenig später die bekannte Fechthochburg Tauberbischofsheim . Nach einer Pause verabschiedete ich mich von der Tauber und folgte der Route meines Falk-Navis Richtung Westen – zunächst heftig bergauf. Durch einsame Wald- und Wiesenlandschaften mit menschenleeren Dörfern (Mittagspause?), erreichte ich das wildromantische Erfa-Tal, dessen Namensgeber, das Flüsschen Erfa, bei Miltenberg in den Main mündet. Den Main hatte ich irgendwie gar nicht auf dem Schirm und war ziemlich überrascht, als ich vor dem breiten Strom stand. Da es schon ein wenig spät war, ließ ich die Altstadt von Miltenberg aus, die sehr sehenswert sein soll. Mut zur Lücke, denn ich hatte ja noch einige Kilometer Aufstieg in den Odenwald vor mir. Nachdem mich die „Wanderweg-Empfehlungen“ meines Navis mal wieder ins Nirwana geschickt hatten (ich habe die Funktion inzwischen abgeschaltet), kam ich gegen 18.20 Uhr bei ehemaligen Reiseteilnehmern aus meiner Zeit als Reiseleiter in Bad König/Zell an. Sie wohnen an Waldrand mitten in der Natur mit einem tollen Garten, in dem auch ein paar Hühner und Enten mit Jungen rumtoben. Viel schöner geht es nicht! Nach einem üppigen Abendmahl zu fünft (aus Neuhausen waren zwei weitere ehemalige Reiseteilnehmer zu Besuch) mit Lachs, Spargel und Erdbeeren mit Vanilleeis zum Nachtisch, spürte ich wie meine Augenlider nach den heutigen 102,5 Kilometern immer schwerer wurden....ab ins Bett!
Der dringend gebrauchte Ruhetag in Zell verging wie im Flüge mit einem Frühstück auf der Terrasse, einem Spaziergang im Odenwald, einem Mittagessen im Gasthaus zur Post in Momart, in dem auch unser neuer Bundespräsident letztes Jahr zu Besuch war, Kaffeetrinken, Fahrradpflege und Blog schreiben. Und gleich schauen wir natürlich Deutschland-Portugal ... drücken wir die Daumen!

7. Juni 2012

Faire Biketour erfolgreich gestartet!


Nach zwei Fahrtagen habe ich im schönen Weikersheim an der Tauber Gelegenheit die beiden ersten Tage der Fairen Biketour Revue passieren zu lassen. Wie erwartet begann alles mit ein wenig Verzögerung, aber nach einem Foto der Ausrüstung und einem weiteren am Ortsausgang von Neuhausen, dem Startpunkt der Tour, konnte es bei gutem, aber sehr kühlen Wetter losgehen.

Einen ersten Stopp hatte ich in Remseck am Neckar eingelegt. Dort fließt die Rems in den Neckar und zwei überdachte Brücken überspannen beide Flüsse. Eine sehr hügelige, aber landschaftlich reizvolle Landschaft mit Weinbergen, Feldern und Burgen erwartet einem im Heilbronner Land. Das Etappenziel war die Straße, in der ich Ende der 1960 / Anfang der 1970er mehrere Jahre gewohnt hatte. Seitdem war ich nicht mehr dort gewesen. Die Straße, eine Sackgasse, die an ihrem Ende gleich in Weinberge und Wald übergeht, hat sich wenig verändert. Übernachtet habe ich bei unseren Nachbarn, gute Freunde meiner Eltern. Den Tag haben wir dann auf einem netten Bergrestaurant in der Umgebung von Weinsberg ausklingen lassen.

Am zweiten Tag habe ich gleich zu spüren bekommen, was mich wohl immer mal wieder auf der Tour erwarten wird ...16 prozentige Steigungen und viel Regen. Aber der Reihe nach. Nach einem langen Frühstück und einigen ersten Regentropfen fuhr ich in nordöstlicher Richtung über Weinsberg Richtung Öhringen. Nach einer Brezelpause und einer netten Unterhaltung mit einer Briefträgerin aus Leipzig (ihr E-Bike wiegt beladen bis zu 70 Kg!), ging es weiter. Gegen Mittag begann der erste Härtetest der Regenkleidung. Es schüttete gepflegt und es dauerte auch nicht lang bis ich von innen und außen gleichermaßen nass war. Dann ist alles ok, denn nasser als nass geht nun mal nicht. Kurz vor Künzelsau (Hohenlohekreis), direkt vor dem Megabau des "Monatgeprofis" Würth, verlor das Navi, dank neu gebauter Umgehungsstraße, komplett den Überblick. Nach 20 Min. und der simpelsten Lösung - einfach mal geradeaus - hatte ich den Weg wieder und erreichte gut durchgeweicht Künzelsau. In einer Bäckerei mit Café genoß ich eine heiße Schokolade, belegte Brötchen und ein Stück Käsekuchen. Und ich war schon fast wieder trocken. Doch draußen regnete es erbarmungslos weiter und ebenso erbarmungslos stieg ich in den Sattel, dankbar für die fiese, langgezogene Steigung aus Künzelsau nach Überquerung der Brücke über den .... na, wie heißt der Fluss? Richtig .. über den Kocher (ok, ich wusste es auch vorher nicht). Allmählich ließ der Regen nach und vor einer 14-prozentigen Steigung beschloss ich die Regenkleidung abzulegen und etwas zu essen. Ein weiser Entschluss, den der Buckel war gemein. Ein bisschen langsamer und ich wäre rückwärts gefahren. Aber irgendwann war ich oben und der Rest der Tagesetappe führte durch welliges, leicht abschüssiges Gelände auf kaum befahrenen Nebenstraßen ins nette Weikersheim, meinem Etappenziel. Dort bin ich in der Vorbachmühle untergebracht, einem kleinen alternativen Tagungszentrum mit Gästezimmer, in dem auch am 7.6. meine erste Vortragsveranstaltung stattfindet. Abends war ich bei den sehr netten Mitgliedern des dortigen Eine-Welt-Vereins zum Abendessen eingeladen. Ich war ziemlich geschafft. Für alle Statistiker. Fahrtstrecke: 85 Km bei 1550 Höhenmetern. Das reicht mit 20 Kg Gepäck! Alles über Weikersheim dann im nächsten Bericht...Fotos wie gewohnt in der rechten Leiste unter Picasa (Bilder leider aus Zeitgründen nicht beschriftet, sorry! Ich hoffe ich kriege das zukünftig hin...)


2. Juni 2012

Veranstaltungen

Nur noch drei Tage bis zum Start der "Fairen Biketour" am 5. Juni! Inzwischen sind schon eine ganze Menge Vortragsveranstaltungen zusammen gekommen. Einen Überblick (5. Juni bis 16. Juli) bekommt Ihr in der rechten Leiste unter "Veranstaltungen". Zu einigen Veranstaltungen gibt es Links mit Detailinfos. Diese sind mit "Info" gekennzeichnet. Einfach den Namen anklicken, der dahinter steht. Wenn Ihr genauere Infos zu einer spezifischen Veranstaltung benötigt, könnt Ihr mich auch gerne kontaktieren (Kontaktdaten unter "Info zur Fairen Biketour" in der rechten Leiste). Frank