26. Juli 2012

Noch dickere Pötte und Vortrag an Deutschlands drittältetster Uni


Der 50. Tag der „Fairen Biketour“. Nach einem gemütlichen Frühstück bei blauem Himmel (so macht Zelten einfach Spaß!) ging es entlang der Küste durch schattige Wälder bis Warnemünde, das völlig dicht mit Touristen war. Dort legen die ganz großen Kreuzfahrtschiffe ab (z. B. die Aida-Schiffe) oder machen einen Zwischenstopp, um die Passagiere zu einem Tagesausflug nach Berlin zu verfrachten. Ich schaute mir das moderne und mit EU-Geldern finanzierte Kreuzfahrtterminal mal genauer an und hatte Gelegenheit mich mit indischen Crewmitgliedern und danach mit ein paar Passagieren zu unterhalten. Die Info wird sicherlich in einer kommenden Auflage von „Fair einkaufen-aber wie?“ berücksichtigt werden.

Trotz ihrer Länge von 253 Metern und der maximalen Zahl von 2580 Passagieren wirkte die „Aida Sol“ mickrig gegenüber dem dahinter liegenden Kreuzfahrer „Celebrity Eclipse“, einem seelenlosen Unterhaltungsgiganten, dessen Außenfront  (s. Foto) eher einem Wohnegebäude als einem Schiff gleicht. Das Monster misst stolze 315 Meter und ist für maximal 2852 Passagiere zugelassen. Genauso beeindruckend wie diese Zahlen sind die Schadstoffwerte der sauberen Kreuzfahrtbranche. Wenig überzeugend sind auch die Arbeitsbedingungen des Personals, das überwiegend aus Billiglohnländern wie Indien oder den Philippinen stammt. Daher verwundert es auch nicht, wenn deutsche Schiffe nicht mehr unter deutscher Flagge fahren. Die „Aida Sol“ ist in Italien, die „Celebrity Eclipse“in Malta registriert. Somit können lästige deutsche Arbeitsbestimmungen umgangen werden und Geld gespart werden. Damit Kreuzfahrten billiger werden und so auch für breitere Schichten erschwinglich werden. Eine fatale Denkweise. Übrigens: Auch das letzte unter deutscher Flagge fahrende Kreuzfahrtschiff, die MS Deutschland (bekannt aus der ZDF-Traumschiff-Reihe) der Reederei Deilmann soll bald unter maltesischer Flagge registriert werden. Begründung der Reederei: „Man wolle sich der allgemeinen Marktsituation anpassen“. Damit reagiert die Reederei auf die starke Kürzung von Subventionen durch die Bunddesregierung. Diese Mittel hätten früher "die erheblichen Kostennachteile eines im deutschen Schiffsregister geführten Schiffes zumindest teilweise ausgeglichen und damit die Chancengleichheit auf dem Markt gesichert", so die Reederei in Spiegel Online. Ehrlich gesagt wusste ich nicht, dass deutsche Kreuzfahrtschiffe mit Subventionen gepampert wurden, um wettbewerbsfähig zu sein. Zeit zum Nachdenken ...

Nach dem Besuch von Warnemünde waren es nur noch wenige Kilometer Richtung Inland bis Rostock, wo ich privat bei einem Mitarbeiter des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs ADFC untergebracht war. Der Club hatte meinen Vortrag an der Uni Rostock zusammen mit dem Wissenschaftsverbund Um-Welt derUniversität, und dem Eine-Welt-Landesnetzwerk Mecklenburg-Vorpommern organisiert. Allzuviel war nicht los beim Vortrag, was auch nicht weiter verwundert, denn es sind Semesterferien und es war bestens Sommerwetter draußen. Dennoch hat es Spaß gemacht und hinterher bin ich mit allen Verantwortlichen nett Essen gegangen. Ab heute beginnen meine Ferien, denn in den rund zehn Tagen zwischen Rostock und Berlin sind keine weiteren Vorträge vorgesehen. Ich werde mich von Campingplatz zu Camping durchschlagen und hoffe regelmäßig berichten zu können, denn mein O2-Internetstick versagt hier im Osten komplett. Aber irgendeine Möglichkeit wird sich wohl schon auftun. Also, bitte etwas Geduld, wenn es mal mit den Beiträgen etwas dauern sollte.
Fotolink: https://picasaweb.google.com/Quetzalfeder/28BorgerendeWarnemundeRostock