17. Juni 2012

Matsch und Regen, Regen und Matsch





Wer von Nackenheim nach Frankfurt möchte, muss irgendwo den Rhein überqueren. Dies tat ich mit Hilfe der Eisenbahnbrücke ganz in der Nähe der Mainmündung. Verwundert sah ich an den Metallgittern der Brücke zahlreiche Fahrradschlösser hängen. Später sagte man mir, dass hier Paare ihre Liebe besiegeln, indem sie an der Brücke ein Schloss anschließen und dann den Schlüssel in den Rhein werfen. Na wenn es denn hilft... Dieser Brauch soll besonders an Kölner Brücken sogar schon zu Problemen mit der Statik geführt haben, da die Anzahl der Schlösser inzwischen so groß geworden ist. Entlang des Maintalradwegs gelangte ich nach Frankfurt und lernte die Qualitäten des Navis im Großstadt-Dschungel zu schätzen. Später traf ich eine Mitarbeiterin des Verlags Brandes&Apsel, die mir ein druckfrisches Exemplar meines Buchs „Fair einkaufen-aber wie?“ in die Hand drückte. Der für später geplante Vortrag an einer Schule fiel mangels Zuschauer leider aus. Dafür hatte ich Gelegenheit mit einigen Freunden Essen zu gehen. Am nächsten Morgen musste das Rad kurz in die Werkstatt, um die Bremsen zu justieren. Da ich im Norden Frankfurts untergebracht war, kam ich schnell aus der Stadt raus und freute mich auf eine kurze Fahrtstrecke zu meiner Cousine nach Ockstadt bei Friedberg. Kurz war die Strecke dann auch, aber auf einem Radweg geriet ich an einer Baustelle in eine Lehmkuhle, die mir Schuhe und Rad komplett versauten. Nach zwanzig Minuten hatte ich den größten Schmodder runter, so dass ich zumindest weiterfahren konnte. Ich war definitiv genervt, als ich in Ockstadt ankam, denn um das Rad und die Schuhe sauber zu bekommen, brauchte ich weitere 90 Minuten. Egal, Shit happens und ich war ja angekommen. Ein relaxter Nachmittag und einem Spaziergang mit der hübschen, weißen, aber frisch geschorenen Schäferhündin Fenia gingen über in eine kleine Fete mit Lesung aus meinem Buch. Es gab reichlich zu essen und zu trinken, wofür ich mich noch einmal bei meiner Cousine bedanken möchte.
Für den Sonntag war mieses bis sehr mieses Wetter angesagt und bereits wenige Minuten nach Abfahrt aus Ockstadt begann es ergiebig zu regnen. Zu allem Überfluss verfuhr ich mich gleich im ersten Waldstück, unweit des römischen Grenzwalls Limes, und musste das Rad einen matschigen Weg bergauf schieben. Da kam mal wieder so richtig Freude auf. Schließlich erreichte ich die Lahn und wenig später Limburg mit seiner netten Altstadt. Mit Heißhunger machte ich mich über die lokale Variante der Kässpätzle her, die der schwäbischen aber nun wirklich nicht das Wasser reichen kann. In Limburg hatte ich mich umgezogen, in der Hoffnung der Regen sei vorüber. Weit gefehlt. Es  fing erneut zu regnen und über zahlreiche Anstiege aus dem Lahntal kämpfte ich mit bis Bad Ems durch, das ich erst – verfroren und durchnässt – erst kurz vor 19 Uhr erreichte. Selten habe ich eine heiße Dusche so genossen wie diese. Und nach einem leckeren Abendessen bei meinen Gastgebern, die ich aus Peru kenne, sah die Welt schon anders aus.
Am Sonntag war mal wieder Fahrradpflege dran. Und Wäsche waschen und Blog schreiben und Vorträge vorbereiten und, und, und. Nachmittags sind wir bei strahlendem Sonnenschein durch Bad Ems gebummelt, mit der Standseilbahn gefahren und haben der Jugendherberge zum "Tag der offenen Tür" einen Besuch abgestattet. Kurios: Die Jugendherberge diente als Tarnung für ein darunter liegendes Krankenhaus,das nach dem 2. Weltkrieg für rund 100 Patienten gebaut, aber nie in Betrieb genommen wurde. Nach dem Abendessen ist mal wieder Länderspiel angesagt. Morgen geht es weiter zu meinem Vater nach Bad Neuenahr. 
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