
Wer von Nackenheim nach Frankfurt möchte, muss irgendwo den Rhein
überqueren. Dies tat ich mit Hilfe der Eisenbahnbrücke ganz in der Nähe der
Mainmündung. Verwundert sah ich an den Metallgittern der Brücke zahlreiche
Fahrradschlösser hängen. Später sagte man mir, dass hier Paare ihre Liebe
besiegeln, indem sie an der Brücke ein Schloss anschließen und dann den
Schlüssel in den Rhein werfen. Na wenn es denn hilft... Dieser Brauch soll
besonders an Kölner Brücken sogar schon zu Problemen mit der Statik geführt
haben, da die Anzahl der Schlösser inzwischen so groß geworden ist. Entlang des
Maintalradwegs gelangte ich nach Frankfurt und lernte die Qualitäten des
Navis im
Großstadt-Dschungel zu schätzen. Später traf ich eine Mitarbeiterin des Verlags
Brandes&Apsel, die mir ein druckfrisches Exemplar meines Buchs
„Fair einkaufen-aber wie?“ in die Hand drückte. Der für später geplante Vortrag an
einer Schule fiel mangels Zuschauer leider aus. Dafür hatte ich Gelegenheit mit
einigen Freunden Essen zu gehen. Am nächsten Morgen musste das Rad kurz in die
Werkstatt, um die Bremsen zu justieren. Da ich im Norden Frankfurts
untergebracht war, kam ich schnell aus der Stadt raus und freute mich auf eine
kurze Fahrtstrecke zu meiner Cousine nach Ockstadt bei Friedberg. Kurz war die
Strecke dann auch, aber auf einem Radweg geriet ich an einer Baustelle in eine
Lehmkuhle, die mir Schuhe und Rad komplett versauten. Nach zwanzig Minuten
hatte ich den größten Schmodder runter, so dass ich zumindest weiterfahren
konnte. Ich war definitiv genervt, als ich in Ockstadt ankam, denn um das Rad
und die Schuhe sauber zu bekommen, brauchte ich weitere 90 Minuten. Egal, Shit
happens und ich war ja angekommen. Ein relaxter Nachmittag und einem
Spaziergang mit der hübschen, weißen, aber frisch geschorenen Schäferhündin
Fenia gingen über in eine kleine Fete mit Lesung aus meinem Buch. Es gab reichlich
zu essen und zu trinken, wofür ich mich noch einmal bei meiner Cousine bedanken
möchte.

Für den Sonntag war mieses bis sehr mieses Wetter angesagt und bereits
wenige Minuten nach Abfahrt aus Ockstadt begann es ergiebig zu regnen. Zu allem
Überfluss verfuhr ich mich gleich im ersten Waldstück, unweit des römischen
Grenzwalls Limes, und musste das Rad einen matschigen Weg bergauf schieben. Da
kam mal wieder so richtig Freude auf. Schließlich erreichte ich die Lahn und
wenig später Limburg mit seiner netten Altstadt. Mit Heißhunger machte ich mich
über die lokale Variante der Kässpätzle her, die der schwäbischen aber nun
wirklich nicht das Wasser reichen kann. In Limburg hatte ich mich umgezogen, in
der Hoffnung der Regen sei vorüber. Weit gefehlt. Es fing erneut zu regnen und über zahlreiche
Anstiege aus dem Lahntal kämpfte ich mit bis Bad Ems durch, das ich erst –
verfroren und durchnässt – erst kurz vor 19 Uhr erreichte. Selten habe ich eine
heiße Dusche so genossen wie diese. Und nach einem leckeren Abendessen bei meinen
Gastgebern, die ich aus Peru kenne, sah die Welt schon anders aus.
Am Sonntag war mal wieder
Fahrradpflege dran. Und Wäsche waschen und Blog schreiben und Vorträge
vorbereiten und, und, und. Nachmittags sind wir bei strahlendem Sonnenschein durch
Bad Ems gebummelt, mit der Standseilbahn gefahren und haben der Jugendherberge zum
"Tag der offenen Tür" einen Besuch abgestattet. Kurios: Die Jugendherberge
diente als Tarnung für ein darunter liegendes Krankenhaus,das nach dem 2.
Weltkrieg für rund 100 Patienten gebaut, aber nie in Betrieb genommen
wurde. Nach dem Abendessen ist mal wieder Länderspiel angesagt. Morgen geht es
weiter zu meinem Vater nach Bad Neuenahr.
Fotolink: https://picasaweb.google.com/Quetzalfeder/7FaireBiketourMainzFrankfurtOckstadtBadEms