Die Abreise aus Hamburg verzögerte sich, da noch ein Besuch bei einem Osteopathen anstand, der mich wegen meiner Nervenbeschwerden im hinteren Gesäßbereich behandelte. Das brachte Fortschritte, sodass ich zumindest von da an auf Schmerztabletten verzichten konnte. Um meinen Etappenort Uelzen rechtzeitig erreichen zu können, nahm ich nach der Behandlung den Zug vom Hamburger Hauptbahnhof bis Bienenbüttel, und radelte von dort die noch fehlenden 27 Kilometer bis Uelzen – genauer gesagt bis zur Woltersburger Mühle, einem Sozialprojekt rund fünf Kilometer außerhalb der Stadt, in dem ich untergebracht war. Mit dem Geschäftsführer fuhr ich abends in die Stadt zu meinem Vortrag und später wieder zurück.
Auf der 72 Kilometer Etappe von Uelzen nach Gifhorn besuchte ich zunächst kurz den sehenswerten Hundertwasser-Bahnhof in Uelzen bevor es durch eine dünn besiedelte Wald- und Feldlandschaft ins kleine Wesensdorf ging, wo ich nach 50 Kilometern eine erste längere Pause einlegte. In Gifhorn, das ich am frühen Nachmittag erreichte, war ich privat bei einem Lehrer des Otto-Hahn-Gymnasiums untergebracht. Dort fand am Abend eine größere Veranstaltung statt mit einem Kleiderflohmarkt, einem Kinderchor, einem Stand des Weltladens, Essen/Trinken und meinem Vortrag. Zu guter Letzt überreichte der Bürgermeister die Rezertifizierungsurkunde als Fairtrade-Town. Danach wurde ich sogar noch zum Abendessen eingeladen.
Morgens stand in Gifhorn ein Vortrag vor rund 7o Schülerinnen und Schülern einer Berufsschule an. Danach radelte ich nach Braunschweig, dass ich nach einer Kurzetappe von 32 Kilometern früh erreichte. Dort war ich erneut privat untergebracht. Nachmittags fuhr ich mit dem Rad zum Nachhaltigkeitszentrum, in dem ein leider schlecht besuchter Vortrag stattfand. Die rund vier Kilometer zurück zu meiner Unterkunft absolvierte ich im leichten Regen.
Am Morgen stand ein gemütliches Frühstück auf dem Balkon mit meiner Gastgeberin an, bevor es weiter nach Wolfenbüttel ging, eine Minietappe, die ich trotz heftigem Gegenwind in knapp einer Stunde hinter mich brachte. Im Jugendgästehaus, in dem ich untergebracht war, durfte ich sogar mein Fahrrad mit aufs Zimmer nehmen – welch ein Luxus! Nach einem Fotofahrradbummel durch die schöne Altstadt von Wolfenbüttel stand abends ein recht gut besuchter Vortrag an – und mit 180 Euro der bisherige Spendenrekord einer Veranstaltung der diesjährigen Fairen Biketour. Später dann noch ein gemeinsames Abendessen.
Deutlich anstrengender als in den letzten Tagen war die Etappe von Wolfenbüttel in den Nationalpark Harz. Das lag zum einen an dem penetranten Gegen- und Seitenwind, dem schlechten Untergrund und zum Schluss den fast 500 Höhenmetern auf einer Pistenstraße. Unterwegs folgte ich eine Weile dem ehemaligen Grenzverlauf des geteilten Deutschlands – das sogenannte „Grüne Band“ – bevor ich nach einer Pause im schmucken Ilseburg den Anstieg zu meiner Unterkunft, der Rangerstation Hohnehof, zu bewältigen hatte. Nachmittags bekam ich Besuch von einer Freundin, die in der Gegend ein paar Tag Urlaub machte. Da abends ausnahmsweise kein Vortrag auf dem Programm stand, konnten wir lecker essen gehen.
Am Samstag wurde es nach einem späten und wirklich guten Frühstück anstrengend. Wir fuhren mit dem Rad erst über eine ziemlich miese Schotterpiste und dann auf Asphalt die rund 500 Höhenmeter hoch zum Brocken. Ca. 90 Minuten nur bergauf, im Schlussstück sehr steil. Unterwegs natürlich ein Fotostop, um die Brockenbahn, die immer noch mit alten Dampfloks fährt, zu filmen. Nach der letzten Kurve vor dem Gipfel stießen wir auf eine Jugendgruppe der AFD, die dort ihre Fahnen schwenkte. Da ich ziemlich platt vom Anstieg war, konnte ich Ihnen im Vorbeifahren nur ein „ich kotz gleich“ zurufen. Oben dann leider nur ein kurzer Fotostop, da ja noch der längere Rückweg und mein Vortrag um 16 Uhr anstand. Nach einem Regenschauer unterwegs erreichten wir den Hohnehof um 15.50 Uhr – gerade noch rechtzeitig, um gegen 16 Uhr meinen Vortrag in voller Radmontur zu halten. Perfektes Timing! Ziemlich ausgehungert fuhren wir abends wieder zum Abendessen in den Kräuterhof an der Bahnlinie, um gutes Essen und frisch gezapftes Schwarzbier zu genießen.
Text und alle Fotos: Frank Herrmann