29. September 2025

Faire Biketour 2025 – die vierte Woche

In Nürnberg und Umgebung warteten zahlreiche Termine auf mich, die ich fahrradfrei mit Bus und Bahn erledigen konnte. Und das war gut so, denn es sollte viel regnen in den kommenden Tagen. Am Montagvormittag standen gleich zwei Vorträge an einer Schule auf dem Programm und abends noch die Feier 15 Jahre Fairtrade-Town Nürnberg mit einer Rede des Oberbürgermeisters und einem kleinen Input meinerseits. Der Abend klang gemütlich aus bei interessanten Gesprächen und einem vegetarischen Buffet.


Trocken konnte ich die rund 40 Kilometer am Dienstag nach Neumarkt hinter mich bringen. In Neumarkt, Haupstadt des Fairen Handels, war ich für drei Nächte im Kloster St. Josef untergebracht, einem ziemlich großen Seminar- und Tagungszentrum. Es hat aber auch einen Hauch von Jugendherberge. Nach einem leckeren indischen Essen hielt ich meinen Vortrag am Abend im wirklich schick gestalteten Weltladen Weltwinkel. Danach saßen wir noch im Weltladen zusammen und haben uns nett unterhalten.

Die folgenden beiden heftigen Regentage konnte ich wieder fahrradfrei mit Bus/Bahn erledigen. Zunächst war Altdorf b. Nürnberg an der Reihe, wo das 25-jährige Bestehen des Weltladens unter anderem mit einem syrischen Buffet gefeiert wurde. Mein Vortrag rundete den Abend ab. Ich wurde nach der Veranstaltung netterweise mit dem Auto zurück nach Neumarkt gebracht. Am Donnerstag ging es dann nach Hersbruck, um einen weiteren Vortrag zu halten. Auch hier fuhren mich die Veranstalter abends zurück in meine Unterkunft in Neumarkt.


Am Freitag stand dann mal wieder eine längere Fahrradetappe an. Die rund 75 Kilometer von Neumarkt nach Ingolstadt fuhren sich prima und der erste länger andauernde Rückwind der gesamten Tour tat sein Übriges. Nach nur rund vier Stunden Fahrzeit, die mich unter anderem entlang des stillgelegten, idyllischen Ludwig-Mai-Donau-Kanals und ein Stück entlang des ebenfalls lohnenden Altmühltal-Radwegs führten, erreichte ich mein Etappenziel Ingolstadt an der Donau. Dort stand mein Vortrag bereits um 17 Uhr in der VHS auf dem Programm. Danach besuchte ich ein zufällig nach meinem Vortrag beginnendes spanisches Kurzfilmfestival. Nach der Hälfte meldete sich mein knurrender Magen derart laut, dass ich schnell zum Abendessen in mein Hotel zurückkehrte. Dort gab es wirklich leckere Käsespätzle mit einer Pilzsauce und Salat.  

Knapp 80 Kilometer waren zwischen Ingolstadt und Landshut zurückzulegen. Die waren deutlich anstrengender als die Etappe am Vortag, da es zum Teil über matschige Waldwege ging und einige Höhenmeter zu bewältigen waren. Unterwegs folgte ich eine Weile der Deutschen Hopfenstraße, überall Felder und letzte Ernten des wichtigen Anbauprodukts. Im sehenswerten Landshut an der Isar war richtig viel los. Die halbe Stadt schien bei dem angenehmen Wetter auf den Beinen. Nach einem gut besuchten Vortrag luden mich die Veranstalter noch zu einem netten Italiener ein, bei dem ich meine Kohlehydratspeicher mit einem dicken Teller Nudeln füllte.

Noch härter als am Vortag war die Etappe von Landshut nach Wasserburg. Rund 700 Höhenmeter machten mir die rund 75 Kilometer nicht gerade leicht. Das fahrerische Highlight der Etappe war aber das rund 10 Kilometer lange Teilstück auf einer stillgelegten und asphaltierten Bahntrasse, das in Dorfen endete. Genußradeln pur ohne Autoverkehr! Im vom Inn eingerahmten Wasserburg stand zum Abschluss noch ein eklig steiler Anstieg zu meiner Unterkunft auf der anderen Ortsseite an. Ebenso wie ein gut besuchter Vortrag, der diesmal um 18 Uhr im Gimplkeller stattfand, einer netten Event-Location, von einem Verein geführt. Nach dem Vortrag sind wir noch zu fünft indisch essen gegangen. Inzwischen bin ordentlich platt, aber jetzt steht ja nur eine weitere Woche an.

Text und alle Fotos: Frank Herrmann


















 

21. September 2025

Faire Biketour 2025 – die dritte Woche

Eine kurze, aber wellige Etappe führte mich – teilweise entlang des „Grünen Bands“ –  und vorbei an einem Grenzmuseum zum kleinen Ort Hohegeiß, wo wir Glück hatten, abends noch ein nettes und gutes Restaurant zu finden. Am nächsten Tag hieß es Abschied nehmen – von meinem Besuch und dem Harz. Die schnellste Etappe der Fairen Biketour brachte mich von Hohegeiß nach Nordhausen, wo ich in einem Jugendgästehaus untergebracht war, in dem deutsch-polnische Schulklassen zu einem Workshop über nachhaltige Mode zusammenkamen. Genial! Abends fand dann ein Vortrag im Weltladen statt.

Nach der schnellsten Etappe folgte nun die bislang härteste Etappe. Von Nordhausen nach Erfurt. Es waren nicht nur die hügeligen 94 Kilometer auf zum Teil schlechten Untergrund, die mich forderten, sondern mental und physisch vor allem der gnadenlose Gegenwind an diesem Tag. Begrüßt wurde ich in Erfurt nach rund sechs Stunden Fahrtzeit mit einem Regenschauer und ein wenig Chaos bei der Unterbringung in einem kleinen Apartment, das ich mir mit einer anderen Person teilte. Schade, dass zum Vortrag am Abend niemand außer den Veranstaltern kam. Schon ein wenig merkwürdig in einer Landeshauptstadt.

Auch die 63 Kilometer am Folgetag nach Saalfeld/Saale waren geprägt von viel Gegenwind, schlechten Wegen, Kopfsteinpflaster und einer Routenführung bei der Ausfahrt aus Erfurt über eine Bundesstraße. Die konnte ich nur durch steile, matschige und zum Teil schlecht sichtbare Waldwege umgehen. An der netten Talsperre Hohenfelden legte ich ein kleines Mittagspäuschen ein, bevor ich zum Fluss Ilm gelangte. Der Radweg entlang des Flusses war an dieser Stelle leider wegen Waldarbeiten gesperrt. Nach einem langen, harten Anstieg gelang ich in das Tal der Schwarza, der ich bis zur Mündung in die Saale folgte. Nach einigen weiteren Kilometern erreichte ich die Villa Weidig, einem restaurierten, geschichtsträchtigen Gebäude, in der ich zum einen untergebracht war und in der zum anderen auch mein abendlicher Vortrag stattfand.

Da ich ziemlich groggy war, nahm ich am nächsten Tag den Zug für ein kurzes Stück bis Steinbach am Walde, was mir den langen Aufstieg in den Thüringer Wald ersparte. Von dort ging es überwiegend bergab nach Kronach, wo ich ein nettes Mittagspäuschen am Fluss einlegte. Bei warmem Wetter und blauem Himmel, stand noch ein längerer und schweißtreibender Anstieg an, bevor ich mein Etappenziel Kulmbach erreichte. Mein Hotel lag ganz in der Nähe des Veranstaltungsorts, in dem es auch ein leckeres Abendessen, viele Besucherinnen und Besucher und ein sehr gutes Spendenaufkommen. Danke Kulmbach!

Am nächsten Tag besuchte ich zunächst auf der kurzen Etappe nach Bayreuth den Zusammenfluss des weißen und des roten Mains zum … na klar, dem Main. Auf ruhigen, aber welligen Nebenstraßen erreichte ich Bayreuth früh und „checkte“ in meiner Privatunterkunft bei einer der Klimaschutzmanagerinnen Bayreuths ein. Ich bekam einen leckeren Zwiebelkuchen zur Begrüßung und durfte meine Wäsche waschen. Abends stand dann mal wieder ein durchschnittlich besuchter Vortrag auf dem Programm.

Ebenfalls kurz, dafür mit Begleitung radelte ich von Bayreuth nach Pegnitz. Auf halber Strecke empfing uns der Bürgermeister von Creußen mit Bananen und Softdrinks. Und auch am Endpunkt in Pegnitz gab es gleich etwas zu essen und zu trinken. Das Einchecken in einer von der Stadt gebuchten Ferienwohnung lief nicht ganz reibungslos, da der durchaus nette Vermieter, erst so tat, als wüsste er von nichts. Das klärte sich dann aber noch. Nach dem Essen im wohl günstigsten (aber dennoch guten) asiatischen Schnellimbiss (Gemüse, Reis und Erdnusssauce für 4,80 €!!!) und einem Eis zum Nachtisch machte ich mich zum Vortragsort an der VHS auf.

Am letzten schönen Tag vor dem angekündigten Temperatursturz und Dauerregen fuhr ich die 61 Kilometer von Pegnitz nach Nürnberg bei besten Bedingungen am Stück ohne Pause durch. Nürnberg erreichte ich daher bereits gegen 13.30 Uhr, was mir in der für zwei Tage gemieteten kleinen Ferienwohnung in der Nürnberger Südstadt einen guten Zeitpuffer für Essen, duschen, auspacken etc. gab. Denn bereits um 16.15 Uhr fuhr ich mit Straba und S-Bahn ins rund 30 Minuten entfernte Roßtal, wo ein schwach besuchter Vortrag auf dem Programm stand. Auf dem Rückweg kaufte ich noch etwas Verpflegung für mein Frühstück der kommenden Tage ein und machte mich abends noch ans Schreiben des Wochenberichts.

Text und alle Fotos: Frank Herrmann









 

14. September 2025

Faire Biketour 2025 – die zweite Woche

Die Abreise aus Hamburg verzögerte sich, da noch ein Besuch bei einem Osteopathen anstand, der mich wegen meiner Nervenbeschwerden im hinteren Gesäßbereich behandelte. Das brachte Fortschritte, sodass ich zumindest von da an auf Schmerztabletten verzichten konnte. Um meinen Etappenort Uelzen rechtzeitig erreichen zu können, nahm ich nach der Behandlung den Zug vom Hamburger Hauptbahnhof bis Bienenbüttel, und radelte von dort die noch fehlenden 27 Kilometer bis Uelzen – genauer gesagt bis zur Woltersburger Mühle, einem Sozialprojekt rund fünf Kilometer außerhalb der Stadt, in dem ich untergebracht war. Mit dem Geschäftsführer fuhr ich abends in die Stadt zu meinem Vortrag und später wieder zurück.

Auf der 72 Kilometer Etappe von Uelzen nach Gifhorn besuchte ich zunächst kurz den sehenswerten Hundertwasser-Bahnhof in Uelzen bevor es durch eine dünn besiedelte Wald- und Feldlandschaft ins kleine Wesensdorf ging, wo ich nach 50 Kilometern eine erste längere Pause einlegte. In Gifhorn, das ich am frühen Nachmittag erreichte, war ich privat bei einem Lehrer des Otto-Hahn-Gymnasiums untergebracht. Dort fand am Abend eine größere Veranstaltung statt mit einem Kleiderflohmarkt, einem Kinderchor, einem Stand des Weltladens, Essen/Trinken und meinem Vortrag. Zu guter Letzt überreichte der Bürgermeister die Rezertifizierungsurkunde als Fairtrade-Town. Danach wurde ich sogar noch zum Abendessen eingeladen.

Morgens stand in Gifhorn ein Vortrag vor rund 7o Schülerinnen und Schülern einer Berufsschule an. Danach radelte ich nach Braunschweig, dass ich nach einer Kurzetappe von 32 Kilometern früh erreichte. Dort war ich erneut privat untergebracht. Nachmittags fuhr ich mit dem Rad zum Nachhaltigkeitszentrum, in dem ein leider schlecht besuchter Vortrag stattfand. Die rund vier Kilometer zurück zu meiner Unterkunft absolvierte ich im leichten Regen.

Am Morgen stand ein gemütliches Frühstück auf dem Balkon mit meiner Gastgeberin an, bevor es weiter nach Wolfenbüttel ging, eine Minietappe, die ich trotz heftigem Gegenwind in knapp einer Stunde hinter mich brachte. Im Jugendgästehaus, in dem ich untergebracht war, durfte ich sogar mein Fahrrad mit aufs Zimmer nehmen – welch ein Luxus! Nach einem Fotofahrradbummel durch die schöne Altstadt von Wolfenbüttel stand abends ein recht gut besuchter Vortrag an – und mit 180 Euro der bisherige Spendenrekord einer Veranstaltung der diesjährigen Fairen Biketour. Später dann noch ein gemeinsames Abendessen.

Deutlich anstrengender als in den letzten Tagen war die Etappe von Wolfenbüttel in den Nationalpark Harz. Das lag zum einen an dem penetranten Gegen- und Seitenwind, dem schlechten Untergrund und zum Schluss den fast 500 Höhenmetern auf einer Pistenstraße. Unterwegs folgte ich eine Weile dem ehemaligen Grenzverlauf des geteilten Deutschlands – das sogenannte „Grüne Band“ – bevor ich nach einer Pause im schmucken Ilseburg den Anstieg zu meiner Unterkunft, der Rangerstation Hohnehof, zu bewältigen hatte. Nachmittags bekam ich Besuch von einer Freundin, die in der Gegend ein paar Tag Urlaub machte. Da abends ausnahmsweise kein Vortrag auf dem Programm stand, konnten wir lecker essen gehen.

 

Am Samstag wurde es nach einem späten und wirklich guten Frühstück anstrengend. Wir fuhren mit dem Rad erst über eine ziemlich miese Schotterpiste und dann auf Asphalt die rund 500 Höhenmeter hoch zum Brocken. Ca. 90 Minuten nur bergauf, im Schlussstück sehr steil. Unterwegs natürlich ein Fotostop, um die Brockenbahn, die immer noch mit alten Dampfloks fährt, zu filmen. Nach der letzten Kurve vor dem Gipfel stießen wir auf eine Jugendgruppe der AFD, die dort ihre Fahnen schwenkte. Da ich ziemlich platt vom Anstieg war, konnte ich Ihnen im Vorbeifahren nur ein „ich kotz gleich“ zurufen. Oben dann leider nur ein kurzer Fotostop, da ja noch der längere Rückweg und mein Vortrag um 16 Uhr anstand. Nach einem Regenschauer unterwegs erreichten wir den Hohnehof um 15.50 Uhr – gerade noch rechtzeitig, um gegen 16 Uhr meinen Vortrag in voller Radmontur zu halten. Perfektes Timing! Ziemlich ausgehungert fuhren wir abends wieder zum Abendessen in den Kräuterhof an der Bahnlinie, um gutes Essen und frisch gezapftes Schwarzbier zu genießen.

Text und alle Fotos: Frank Herrmann